Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, in der sich - unter wechselnden Namen und in stetiger Fortentwicklung - Alternsforscher in Deutschland organisiert haben. Im Jahre 1938 gründete der Internist Max Bürger in Leipzig die "Deutsche Gesellschaft für Altersforschung", die 1939 in "Deutsche Gesellschaft für Alternsforschung" umbenannt wurde. Diese erste gerontologische Gesellschaft war ein Zusammenschluss von Geriatern, also eine medizinische Vereinigung, entsprechend der vorherrschenden Orientierung in der Alternsforschung jener Zeit. Die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg brachte notgedrungen zwei getrennte Entwicklungslinien.
Da die "Keimzelle" der Deutschen Gesellschaft für Alternsforschung in Leipzig lag, und Leipzig jetzt zur DDR gehörte, wurde sie dort zunächst weitergeführt, und zwar bis 1964. 1966 wurde die "Gesellschaft für Alternsforschung der DDR" ihre Nachfolgerin. Ihr erster Präsident wurde ein Schüler von Max Bürger, Werner Ries. Ries übernahm 1969 den ersten Lehrstuhl für Innere Medizin und Gerontologie an der Universität Leipzig. Er förderte, ebenso wie sein Kollege Friedrich-Horst Schulz in Berlin, trotz schwieriger Arbeitsbedingungen die gerontologische Forschung. Besonders der Gedanke der Interdisziplinarität der Gerontologie bestimmte die Arbeit der neuen Gerontologenvereinigung in der DDR. Im Jahr 1977 erfolgte dem internationalen Trend folgend die Umbenennung in "Gesellschaft für Gerontologie der DDR".
Die von Max Bürger begründete Tradition wurde auch in der Bundesrepublik fortgeführt. Die Sprengung der engen Grenzen des ausschließlich medizinischen und biologischen Zugangs zum Alternsprozess, die Neuorientierung in Richtung Interdisziplinarität, war im Übrigen auch das Kennzeichen der Entwicklung in der Bundesrepublik.
Als sich, ebenfalls 1966, in Nürnberg die "Deutsche Gesellschaft für Gerontologie" (DGG) formierte, wurde sie konsequenterweise der Soziologie, der Psychologie und anderen Wissenschaften geöffnet. Als Initiatoren der neuen Gesellschaft gelten weitere Kollegen von Max Bürger, nämlich der Pathologe Erich Letterer aus Tübingen, der Internist Adolf Störmer aus München und der Nürnberger Internist René Schubert, der auch der erste Präsident der DGG wurde und dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1977 innehatte. René Schubert war es auch, der den ersten Lehrstuhl für Geriatrie in der Bundesrepublik übernahm (1970). Entsprechend dem von der DGG vertretenen Verständnis von Gerontologie arbeiteten von Beginn an Nicht-Mediziner tatkräftig und erfolgreich in der Gesellschaft mit, etwa der Soziologe Karl Specht (Nürnberg) und der Psychologe Hans Thomae (Bonn), so dass es bereits 1967 zur Gründung einer Sektion "Soziologie" und einer Sektion "Psychologie" in der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie kam.
In beiden Teilen Deutschlands hatte sich, nicht zuletzt aufgrund des Wirkens der beiden genannten Gesellschaften, das Bild der Gerontologie erheblich gewandelt. Die Erforschung der Alternsprozesse stellte nun eine Herausforderung nicht nur an die Medizin, sondern an Natur- und Gesellschaftswissenschaften überhaupt dar, entsprechend der Erkenntnis, dass das Altern ein biologisches, psychologisches und soziales Schicksal darstellt.
Von diesem Gedanken waren die Themen der Kongresse geprägt, die von beiden deutschen gerontologischen Gesellschaften in der Folgezeit regelmäßig veranstaltet wurden. Als ein Höhepunkt sei hervorgehoben, daß die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie (DGG) im Jahr 1981 der Gastgeber des 12. Weltkongresses der International Association of Gerontology (IAG) in Hamburg gewesen ist. Der Vorsitzende dieses Kongresses, Hans Thomae, war von 1981-1983 Präsident der IAG, zuvor drei Jahre Präsident der DGG. Die jeweiligen Kongressberichte belegen die Fülle der aufgegriffenen Themen und die hohe Qualität der sich entwickelnden interdisziplinären Gerontologie in Deutschland. Die DGG schuf sich im Übrigen bald ein eigenes, regelmäßig erscheinendes Publikationsforum in der "Zeitschrift für Gerontologie", die ab 1968 erschien, ferner ein Publikationsorgan zur Veröffentlichung ausgewählter Kongressreferate namens "actuelle gerontologie". Auch wurde 1988 von Wolf D. Oswald und Siegfried Kanowski die interdisziplinäre "Zeitschrift für Gerontopsychologie & -psychiatrie" gegründet. Es kann kein Zweifel bestehen, dass diese Zeitschriften eine erhebliche Verbesserung der Möglichkeiten zur Publikation gerontologischer Arbeiten darstellten und auf diese Weise ihren Beitrag zum Aufschwung der Gerontologie in Deutschland geleistet haben.
Wie in vielen Lebensbereichen bildete die Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten im Jahre 1990 auch in der Geschichte der beiden deutschen gerontologischen Gesellschaften eine entscheidende Zäsur. Konnten während der langen Trennungszeit die Gesellschaften nur in sehr eingeschränktem Maße miteinander kooperieren, so eröffneten sich nun plötzlich ungeahnte Perspektiven für eine Zusammenarbeit aller deutschen Gerontologen. Die Gunst der Stunde wurde schnell genutzt: 1991 schlossen sich beide wissenschaftlichen Gesellschaften zu einer zusammen, die sich fortan "Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie" (DGGG) nennt. (Selbstverständlich hat sich auch das Publikationsorgan der Gesellschaft der neuen Situation angepasst und heißt heute "Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie".)
Im Jahr 1999 war die DGGG Gastgeberin des 4. Europäischen Kongresses für Gerontologie der International Association for Gerontology - European Region in Berlin.
Die gesellschaftliche Entwicklung, die Entwicklung der Lebensweisen und Lebensbedingungen der Menschen werden die Gerontologie immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie ist bestens gerüstet, die deutschen Gerontologinnen und Gerontologen zusammenzuführen und ihnen mit den Mitteln einer großen Vereinigung zur Seite zu stehen.